Wandersegelflug 2013

Vom 16. bis zum 28. Juni überließ mir der Förderverein Streckensegelflug wieder den Duodiscus BW1 für einen Wandersegelflug. Also planten Tina Gaßmann und Ich einen Wandersegelflug von Freiburg bis zur Nordsee und zurück, wobei wir immer flexibel bleiben wollten was die Streckenführung anging. Also legten wir am 17. Juni los.

Tag 1

Wir starteten an unserem Heimatflugplatz Kirchzarten, direkt neben Freiburg an der Winde bei extrem starkem SW Wind und Basishöhen von 1200-1300m und fanden wieder erwarten direkten Thermikanschluss. Von hier aus drehten wir den Flieger schon mal grob Richtung Norden und flogen über Musbach den Schwarzwald hoch. Auf der Höhe von Schwann-Conweiler angekommen sah ich unseren Flug schon so gut wie beendet an, da Richtung Norden die Luft so gut wie tot war. Nach einem Anruf in Linkenheim entschieden wir dort nicht zu landen, weil der Platz aufgrund der starken Regenfälle unter Wasser stand. Von allen anderen Plätzen in der Rheinebene riet uns Bernd auch ab und so entschieden wir uns für Sinsheim, wohin uns der Rechner 150m Ankunftshöhe vorraussagte. Nach einer sehr langen Gleitstrecke kamen wir über Sinsheim an und gleichzeitig mit unserer Ankunft bildeten sich Wolken über dem Hoffenheimer Stadion. Die Sinsheimer hießen uns über Funk willkommen und boten uns eine Unterkunft an. Bei den schönen Wolken die sich gerade bildeten verstieß es aber gegen unsere Segelfliegerehre schon zu landen und wir kurbelten uns nochmal hoch, bis die Höhe auch bis nach Mannheim reichte. An der Wolke angekommen riefen wir Simon an ob in Mannheim ein Fly-In möglich wäre. Simon lud uns direkt ein und so ging es nach einem Jojo an der fantastisch tragenden Bergstraße ab nach Mannheim, wo wir von Simon und Janina herzlich begrüßt wurden. Janina beherbergte uns über Nacht und den Duo konnten wir in die Mannheimer Halle stellen.

211 Km mit einem 72,5er Schnitt. Platz 134 in Deutschland OLC Tageswertung

Tag 2

Nach einem stärkenden Frühstück bei Janina liefen wir zum Flugplatz und trafen auf Simon, der voller Enthusiasmus die LS8 volltankte. Wir hatten uns als nächstes Etappenziel meinen alten Heimatflugplatz Bonn-Hangelar gesetzt und standen nun vor der Wahl ob wir östlich oder westlich um die Frankfurter Kontrollzone herumflogen. Wir entschieden uns nach reichlichen Überlegungen dazu im Westen lang zufliegen. Der Abflug gestaltete sich etwas spannend, da der Schleppfalke uns aufgrund von Motorproblemen in 400m Höhe raus warf und wir nur gerade eben nach Dannstadt kamen weil zurückfliegen aufgrund der nicht vorhandenen Wolkenbildung nicht in Frage kam, aber es trug direkt gut und wir flogen Richtung Donnersberg, welchen wir uns einmal von unten anschauten und genossen die Aussicht, als wir endlich wieder über dem Berg waren. Von hier ging es über Bad Sobernheim durch den Korridor zwischen Hahn und Frankfurt Richtung Bonn, wo wir sehr nett begrüßt wurden. Wir erhielten von dem Bonner Verein Jaxidas für den Duo und konnten ihn über Nacht stehen lassen. Max erklärte sich bereit am nächsten Tag(Montag) seine Universitätsstudien zu vernachlässigen und uns rauszuschleppen. Trotz vieler Überredungsversuche doch zum Grillen zu bleiben zog es mich doch nach Hause zu meinen Eltern.

195 Km mit einem 64er Schnitt. Platz 450 OLC Tageswertung.

Tag 3

Bei 38° C blauem Himmel und einer Thermikvorhersage die sehr madig aussah, fiel uns die Entscheidung zwar schwer aber wir beschlossen einen Pausentag einzulegen und fuhren meine Oma besuchen, nachdem wir den Duo in der Bonner Halle unterbekommen hatten. Für den nächsten Tag erklärte sich Helmut bereit uns um 11Uhr rauszuschleppen.

Tag 4

Nach einem Rockefeller-Schlepp bis zur Mönchsheide (25km Südlich Hangelar) landeten wir leider auf dieser. Knackige 37°C reichten leider nicht als Auslösetemperatur…Wir wurden wieder nett empfangen wurden allerdings direkt mit einem Problem konfrontiert. Auf der Mönchsheide war die Schleppmaschine nicht Einsatzbereit und das Schlepp-UL war auf die Inseln geflogen. Nach kurzer Studie der Wetterkarten war unser Plan klar. Wir mussten auf jeden Fall weg von der Mönchsheide und Richtung Osten wenn wir die nächsten Tage fliegen wollten. Gesagt getan telefonierten wir die Nachbarplätze nach einer Schleppmaschine durch und waren in Koblenz erfolgreich. Kaum 40 Minuten später stand wieder eine Schleppmaschine auf der Mönchsheide und der 2. Monsterschlepp sollte folgen, bis nach Dierdorf. Hier fingen Wolken und Wetter an und wir bastelten uns bei Minimalsteigwerten immer weiter Richtung Osten, bis wir an die Kante der Wolkenlinie kamen und Stumpf Richtung Osten bis nach Amöneburg abglitten. Die Bundeswehr führte hier gerade mit dem Vorstand des FSV Blitz eine Begehung des Geländes für eine Veranstaltung durch und wir hatten ein Empfangskomitee. Von Andreas aus dem Empfangskomitee wurden wir noch nach Amöneburg zur alten Mühle gefahren, an welcher die Endschlacht des 7 Jährigen Krieges geschlagen wurde und besuchten nach einem hervorragendem rein biologischen Abendessen in der Mühle noch die Friedenssäule und die Stadt Amöneburg, welche als Bonifatius erste Gründung gilt. Besonders imponiert hat uns hier die Gesteinsstruktur, weil es auf der Amöneburg, obwohl sie rund 200m Höher liegt als alles in der Umgebung, aufgrund des Säulenbasaltes eine Frischwasserquelle besitzt.

37,5 Km mit 110er Schnitt bis zur Landung auf der Mönchsheide….
107 Km mit 80er Schnitt. Platz 1 OLC Rheinland Pfalz, Platz 72 Deutschlandweit

Tag 5

Von Amöneburg ging es weiter Richtung Osten. Nach einem langen F-Schlepp fanden wir endlich Thermikanschluss. Tagesziel war Burg Feuerstein, weil hier Flugbetrieb garantiert war. Also Kurs immer Richtung Osten bei geringem Steigen und einer erdrückenden Hitze. Nach und nach kam es bei sehr unrunden Bärten auch zur Wolkenbildung Richtung Rhön. Voller Euphorie flogen wir vor und fanden uns schließlich tief über dem Segelfluggelände Johannisau wieder und meldeten uns schon mal in der Platzrunde an. Wir waren kurz davor zu landen auf einem Platz der einen S-Schlag hat und krumm und schief ist, zumindest von oben betrachtet. Weil wir uns dazu entschieden noch nicht zu landen, kam zum Glück der rettende Bart mit 0,1m und wir kreisten eine gefühlte Ewigkeit
über dem Flugplatz. Von unten kam der Funkspruch, ob wir jetzt unsern Motor werfen würden, oder ob wir landen. Der Thermikmotor aber hob uns langsam aber stetig wieder nach oben und der Weiterflug über die Wasserkuppe war gesichert. Hier angekommen sahen wir, dass die Wolken überentwickelten, sodass wir den Entschluss fassten zu landen und den Flieger alsbald als möglich in eine Halle zu verfrachten. Wir fragten Burg Feuerstein an, aber dort war kein Platz, also funkten wir Bamberg an und uns wurde direkt ein Hallenplatz und F-Schlepp am nächsten Tag zugesichert. In Bamberg steht ein altes Hubschrauberzelt, unter das man Problemlos jeden Flieger stellen kann, aber wir bekamen sogar noch einen Platz in der Motorflughalle und einen Schlafplatz im Vereinsheim. Den Abend verbrachten wir in der Flugplatzpizzeria und wollten dann losziehen die Bamberger Innenstadt zu besichtungen, was allerdings aufgrund der Verkehrsanbindung desöffentlichen Nahverkehrs zu später Stunde leider nicht mehr möglich war.

195 Km mit 43er Schnitt. Platz 2 OLC Hessen, Platz 46 OLC Deutschland

Tag 6

Am nächsten Morgen liefen wir zum Einkaufszentrum und versuchten an den Kühltheken ein wenig abzukühlen, da die Temperatur sich schon wieder bei 37°C eingependelt hatte. Um 1 ging unser Schlepp mit einem Piloten der uns fragte warum man bei solchem Wetter als Segelflieger freiwillig fliegt und einem italienischen Flächenläufer, den wir in der Pizzeria organisiert hatten, der zum ersten mal eine Fläche in der Hand hatte und das bei Stahllampen, die in Bamberg in genau dem richtigen Abstand von der Bahn stehen um von einer Duofläche erfasst zu werden, aber es lief problemlos und wir flogen Richtung Feuerstein wo sich die erste Wolke über dem Hang bildete unter der wir einige Zeit in 0-0,1 verbrachten bis die Ablösung endlich durchschlug und uns hochhob. Weiter ging es Richtung Bayreuth und von hier rüber an die Tschechische Grenze wo eine Konvergenzlinie mit lokalen Überentwicklungen stand unter der wir zwar gelegentlich nass wurden, die aber hervorragend trug. Aufgrund der Vorhersage für die kommenden Tage entschieden wir schon Richtung Westen einzudrehen und die Fränkische Alb als Ziel zu nehmen. Bei Eichstätt angekommen kam aus dem Blauen der Hammerbart des Tages mit 3m/s der uns sogar über die Wolkenbasis hob. Ein genialer Blick bot sich uns und beflügelt von dem Bart ging es weiter Richtung Schwäbische Alb. Wir hatten die Endanflughöhe auf Neresheim aber ca. 5km hinter Donauwörth stand eine Regenfront die auf uns zuzog. Wir visierten den Stillberghof an und beeilten uns, dort hinzukommen, über Funk war hier keiner zu erreichen, als wir jedoch den Platz zur Landung überflogen meldete sich Robert über Funk und half uns den Flieger nach der Landung schnell in einen Duo Hänger zu verfrachten, nur die Winglets mussten die Nacht im Vereinsheim verbringen, weil ihr Hänger nicht für Winglets ausgelegt war. Die erwarteten schweren Regenfälle vielen am Platz nicht allzu schwer aus, aber schon in näherer Umgebung des Stillberghofes liefen Keller voll. Den Abend verbrachten wir mit Robert im Vereinsheim bei einem netten Abendessen.

282 Km mit 68er Schnitt. Platz 18 OLC Deutschland.

Tag 7

Da Robert mit dem OLC Discus fliegen wollte und ein anderer Vereinskamerad mit seiner Lak 17t war der Flugbetrieb schon sichergestellt. Da die beiden anderen mit Wasser starteten halfen wir ihnen zuerst raus, jedoch dauerte es nicht lange und beide kamen mit laufenden Turbos zurück zum Platz. Wir dachten uns nur wie toll so ein Motor beim Wandersegelflug wäre aber wir versuchten es ohne Motor und schafften es. Bei sehr niedriger Basis flogen wir zuerst Richtung Norden, da hier die Optik deutlich schöner war, wären aber fast auf dem noch überschwemmten Platz in Treuchtlingen zwischengelandet, konnten uns aber auch hier wieder in Minimalhöhe mit einem schwachen Bart retten. Gunzenhausen war das nächste Ziel und ab hier trug es und wir drehten nach Osten. Über Weipertshofen überlegten wir uns doch die Schwäbische Alb mal auszuprobieren, obwohl sie in der Prognose nicht allzu gut aussah. Die Prognose hatte recht. Also bogen wir wieder nach Norden ab und schauten uns Baumerlenbach mal sehr tief an – aber der Bart kam. Weiter Richtung Heilbronn und von hier war es blau Richtung Westen also wählten wir den nördlichen Weg unter den Wolken. Das Umfliegen führte dazu, dass wir in Walldürn landen mussten, weil 4 Wolken hintereinander nicht zogen. Das war so nicht geplant und wir waren sehr überrascht uns hier wiederzufinden. Die Walldürner hießen uns aber sehr nett willkommen und Martin fuhr uns,nachdem wir uns noch ein Kunstflugprogramm von ihm angeschaut hatten, in den Wallfahrtsort zum besten Dönermann Baden-Württembergs, wie er betonte. Nach einem erfolgreichen Test des selbigen mussten wir ihm hier auch voll und ganz beipflichten und wanderten gestärkt zurück zum Flugplatz, wo wir im Schulungsraum des Vereins untergekommen waren.

218Km mit 60er Schnitt. Platz 9 OLC Deutschlandweit.

Tag 8

Nach einem ausführlichem Studium der Wetterprognosen entschieden wir uns dafür unseren Wandersegelflug vorzeitig zu beenden und Freiburg anzusteuern, da die nächsten Tage nichts Gutes bringen sollten. Zusammen mit zwei 18M Fliegern starteten wir in Walldürn bei einer recht guten Optik hinter der neuen Dynamic des Vereines, die uns von ihren hervorragenden Schleppeigenschaften direkt überzeugen konnte. Wir fanden sie sogar so gut, dass wir nach einer 30 minütigen erweiterten Platzrunde,mit so gut wie keinem ordentlichen Bart, ihre Dienste noch einmal in Anspruch nehmen durften, diesmal mit deutlich schlechterer Optik und stark auffrischendem Wind. Also wieder einmal ein langer langer Schlepp, bis wir den Schreckhof mit Sicherheitshöhe erreicht hätten. Jetzt hieß es oben an der Basis kleben bleiben. Wir flogen tragende Linien ab und kreisten kaum bis zum Schreckhof, erreichten diesen aber trotzdem mit passabler Höhe und versuchten den Sprung von hier nach Sinsheim. Nach langer Suche fanden wir einen Bart, der uns das Weiterfliegen ermöglichte und flogen Richtung Sinsheim ins deutlich bessere Wetter. Allein der Gegenwind stand uns mit 30-35km/h im Wege. So wurden wir nördlich der Schwarzwaldkante deutlich runtergespült und verbrachten eine gefühlte Ewigkeit auf der Linie zwischen Hangensteinerhof und Rheinstetten bis wir unter dem Luftraum von Karlsruhe kurbelten und endlich etwas voran kamen. Der Sprung nach Baden-Baden Oos viel uns ebenfalls sehr schwer und wir sahen aufgrund des Windversatzes viele Orte zweimal beim Vorfliegen, was die Laune im Cockpit nicht unbedingt verbesserte. An der Hornisgrinde stiegen wir, weil wir genug vom Kreisen hatten in das Hangwindsystem ein und es trug sehr gut. Nach zwei Hangachtern waren wir über der Antennenspitze und weiter ging es Richtung Heimat, mehr oder weniger auf direktem Wege, weil sich ab hier das Wetter von seiner besten Seite zeigte und sich die Steigwerte deutlich verbesserten.

233Km mit einem 51er Schnitt. Platz 221 OLC Deutschlandweit, Platz 59 OLC BW.

Die letzte Woche

Die kommende Woche nutzen wir den Duo noch für zwei weitere Flüge über Strecken von 350 Km von Freiburg aus durch den Schwarzwald und das Kraichgau. Wobei Pascal und Tina einen Tagessieg im OLC Deutschlandweit erflogen mit einer Strecke von 376 Km. Wir danken dem Förderverein für Streckensegelflug sehr für die Möglichkeit, dass wir den Flieger nutzen durften, vor allem da sich uns mit dem Leistungssprung des Duos im Vergleich zu unserer ASK 21 völlig neue Dimensionen des Fliegens auch bei schwachen Wetterlagen ergeben. Den Wandersegelflug haben wir beide als sehr eindrucksvoll empfunden und möchten nochmal allen danken, die uns aufgenommen und beherbergt haben. Es war sehr schön zu sehen wie einem überall Hilfe angeboten wurde und es ein Bestreben der „Einheimischen“ war uns wieder in die Luft zu befördern. Wir haben neue Plätze, neue Städte aber vor allem viele neue Menschen kennengelernt und freuen uns auch, wenn Wandersegelflieger bei uns landen, damit wir ein bisschen der Hilfe die wir von Allen bekommen haben zurückgeben können.