Abenteuer Schnupperwoche: Studenten entdecken das Segelfliegen
Anknüpfend an die erfolgreiche Erstausgabe der Schnupperwoche für Studenten (und andere Teilnehmer des AHS) kamen auch dieses Jahr in der letzten Augustwoche wieder 15 wagemutige junge Leute in Kirchzarten zusammen, um sich den Traum vom Fliegen zu ermöglichen.
Die wenigsten hatten sich vorher schon mit der Fliegerei ohne Motor beschäftigt oder sind damit in Kontakt getreten. Beste Voraussetzungen also, um möglichst viele von uns von der Freizeitgestaltung in luftigen Höhen zu überzeugen. Beim BVS wurden wir aus diesem Grund vom ersten Tag an wie reguläre Flugschüler aufgenommen und durften nicht nur als Passagier mitfliegen sondern vom ersten Start an selber Hand anlegen.
Bereits beim Vortreffen im Juni am Freiburger Flugplatz wurden wir mit den Abläufen auf einem Segelflugplatz vertraut, die ein effizienter und vor allem sicherer Flugbetrieb erfordert. Denn nur wenn ein reibungsloser Ablauf von Seile ausfahren, Flugzeuge aus dem Landefeld abholen und Starthilfe geben gewährleistet ist, kann auch garantiert werden, dass jeder Flugschüler mehr als nur einmal am Tag sicher starten und landen kann. Man erkennt, Segelfliegen ist ein Teamsport. Auch wenn die meisten Scheinpiloten nur einsitzige Flugzeuge fliegen, kommen sie nur in die Luft wenn am Boden genug Leute bei Start und Landung mit anpacken.
Als wir also an einem der letzten Sonntage im August auf dem Flugplatz in Kirchzarten ankamen konnten wir uns bestens vorbereitet in den laufenden Flugbetrieb einbringen und uns in die Aufgaben am Boden einarbeiten. Der erste Flug von uns Flugschülern war erst am Montag vorgesehen, aber jeder einzelne Start und Landung der Vereinspiloten und die Gewissheit, dass dies in der kommenden Woche unseren Alltag bestimmen wird, war an diesem Tag das Top-Thema unter uns Flugschülern. Am Nachmittag gab es noch eine Einführung von Fluglehrer Nils in die Platzrunde, unserem modus operandi in der nächsten Woche. Gefolgt von einer minutiösen aber effektiven Planung unsererseits, wie wir uns in den kommenden Tagen mit Nahrung, Wasser und natürlich Bier versorgen werden. Dass einige mit dem eigenen Auto angereist sind hat sich spätestens an dieser Stelle als weise Entscheidung herausgestellt.
Um 9:00 begann am Montag der erste Flugtag mit einem Briefing und einer Einführung in die Flugtheorie seitens Sven, der zusammen mit Nils das Fluglehrer-Gespann bildete. Der anschließende Wetterbericht endete mit der für ambitionierte Streckenflieger deprimierenden Nachricht: kaum nutzbare Blauthermik. Das heißt im Klartext: Die Ausklinkhöhe wird man kaum überschreiten und am Boden herrschen 30° im Schatten… Für uns platzumrundende Flugschüler hatte das jedoch kaum Auswirkungen auf dem Schulungsbetrieb. Wir wollten einfach nur so schnell wie möglich in die Luft. Und dann kam er, der erste Start. Fest im Cockpit angeschnallt, die Seilwinde am anderen Ende der Schleppstrecke bestens im Blick kann man ihr Potenzial nur erahnen, wenn sich das Seil langsam zu spannen beginnt. Es folgt ein leichter Ruck, das Flugzeug gerät ins Rollen, nur um im selben Moment die volle Kraft der Winde zu spüren, welche samt Horizont von einem wolkenfreien Himmel verdrängt wird und aus dem Cockpit verschwindet. Ein Gefühl von Orientierungslosigkeit setzt ein, wenn unter dem Rütteln des Flugzeugs auch die Bäume auf den benachbarten Hügeln unter einem verschwinden. Erst wenn der Flieger langsam die Horizontale erreicht und das Seil dankend der Winde zuwirft wird man von einer Aussicht begrüßt die seinesgleichen sucht. Kirchzarten und Freiburg sind schnell identifiziert, nur den Flugplatz muss man erstmal von den angrenzenden Wiesen unterscheiden lernen, während der Fluglehrer die ersten Kurven übernimmt um einen an das Gefühl des Segelfliegens zu gewöhnen. Doch dank der mangelnden Thermik muss man sich auch allzubald wieder zur Landung anmelden. Dankenswerter weise übernimmt die am Anfang noch der Fluglehrer, denn wie wir feststellen durften ist die nicht ganz so einfach. Am Boden angekommen wurde das gerade Erlebte natürlich rege mit den anderen Flugschülern ausgetauscht.
Im Lauf der Woche haben wir in der Luft immer mehr Kontrolle und Verantwortung übernommen, mit der ständigen Gewissheit, dass uns der Fluglehrer aus sämtlichen Schieflagen wieder in Sicherheit bringen konnte. Das Leben am Boden war geprägt von schweißtreibendem Arbeiten in der prallen Sonne, dem schmoren im Lepo oder – je nach Gewissen – dem Ausruhen im Schatten des Startbusses. Wehe dem der Sonnenbrille oder Sonnenhut morgens im Vereinshaus vergaß.
Dankenswerterweise befindet sich gleich neben dem Flugfeld ein kühler – wenn auch trüber – Bach, der bestens als Ort für eine Mittagspause geeignet ist. Der Weg dorthin erwies sich zudem als ideale Teststrecke dafür, wie viele Personen ein in die Jahre gekommener Benz ohne Hoffnung auf eine
TÜV-Plakette noch transportieren kann (viele!). An dieser Stelle sei den Fluglehrern – die noch tatkräftig von Detlef unterstützt wurden – der höchste Respekt ausgesprochen, da sie bei prallem Sonnenschein pausenlos nach einem Flug gleich den nächsten angetreten haben, während unsereins gerne mal ein Päuschen im Schatten einlegen konnte.
Am letzten Tag hat sich das Wetter in der Hinsicht ein wenig gebessert, dass sich in der Umgebung des Flugplatzes auch ein paar Wolken ansiedelten. Einige glückliche unter uns konnten somit in den Genuss ausgedehnter Thermikflüge kommen, wofür sie den Neid derjenigen ernteten, die entweder zu früh oder zu spät am Tag in der Luft waren. Mit der Zeit konnten wir den täglichen Ablauf von Frühstück – Briefing („kaum nutzbare Blauthermik“) – Hangar leeren – Flugzeuge zum Start ziehen – Fliegen – Flugzeuge zum Hangar ziehen – selbige putzen und wieder verstauen – durchaus optimieren, auch wenn Nils optimistische Natur stets in der Lage war festzustellen, wie wir morgens noch schneller zum Start kommen könnten.
Während der Großteil von uns am Abend damit beschäftigt war, die Flugzeuge vom Dreck der aufgesammelten Fliegen zu befreien hat sich das täglich wechselnde Küchenteam um die warme Mahlzeit gekümmert. Die weitere Abendgestaltung bestand dann darin, den Ausbildungsnachweis mit Unterschriften der Fluglehrer zu füllen und die Bierliste mit Strichen zu dekorieren. Später am Abend wurde das hierfür bestens ausgestattete Vereinshaus in ein Tanzhotel für Freunde basslastigen, repetitiven Hardstyles verwandelt und wurde Zeuge zweifelhaft beleuchteter Durak-Partien auf dem Multifunktionsbillardtisch. Am Ende einer erlebnisreichen Woche standen wir dann vor der Entscheidung, ob wir zunächst für ein weiteres Jahr dem Verein als Flugschüler beitreten möchten, oder oder ob wir das Unterfangen Flugschein für unbestimmte Zeit aufschieben. Immerhin haben sich 9 von 15 Teilnehmern dafür entschieden, dass eine Woche Segelfliegen nicht alles gewesen sein soll. Das nächste Ziel für uns ist der erste Alleinflug in der Saison 2017!
Neben den schon erwähnten Fluglehrern und ihrem aufopfernden Einsatz sei an dieser Stelle auch Jan für die Idee und Organisation der Woche gedankt. Danke auch an die Windenfahrer, ohne die wir mit einer Woche Theorie hätten vorlieb nehmen müssen. Nicht zu vergessen die übrigen Mitglieder des Vereins, die uns in der Woche unter die Arme gegriffen und uns den Luftsport schmackhaft gemacht haben.