Winterwellenfliegen im Schwarzwald: 500 km im Duo Discus
In den Leewellen des Schwarzwalds ist Fliegen bei Ostwind-Wetterlagen auch im Winter möglich. Felix Wolf, Marvin Drost, Sven Lissel und Jonas Keplinger (alle BVS) haben am 13.01. die günstigen Bedingungen für einen winterlichen Flug genutzt. Weil wir Segelflieger außerhalb der Sommersaison akute Entzugserscheinungen aufweisen, wird auch im Winter ständig nach Möglichkeiten gesucht, in die Luft zu kommen und die Welt von oben zu bewundern. Der Schwarzwald bietet dafür die perfekten Bedingungen. Wenn die Sonne im Winter nicht genug Kraft hat, um Streckenflüge mit Hilfe von aufsteigender Luft (Thermik) möglich zu machen, können sich Segelflieger Aufwinde auf der windabgewandten Seite von Gebirgen zunutze machen. Weht der Wind über ein Gebirge, beginnt die Luft auf der windabgewandten Seite zu schwingen. Das Gebirge wirkt dabei ähnlich einem Stein im Wasser, der ein Hindernis darstellt und hinter dem das Wasser Wellen bildet. Im Schwarzwald können die dadurch entstehenden Aufwinde bei Ostwind genutzt werden, um weite Strecken zurückzulegen. Bekannte Stellen, wie die Hornisgrinde oder das Simonswälder Tal, lösen häufig solche Wellen aus. Diese Auslösepunkte können angeflogen werden und erleichtern so die Suche nach den Aufwinden.
Schon am Dienstag sahen die ersten Vorhersagen für den folgenden Montag günstig aus und so wurde der Termin bereits vorgemerkt und die Wetterprognose genauer beobachtet. Als die Vorhersage am Sonntag dann verlässlich war, trafen wir uns, um den Duo Discus für den frühen Start am Montag vorzubereiten. Der ganze Tag war wolkenlos vorhergesagt und so war der Plan, den ganzen Flugtag auszureizen gefasst. Mit Öffnung des Flugplatzes um 8 Uhr Lokalzeit war der Start noch vor Sonnenaufgang möglich. Die spätestmögliche Landung war vor Schließung des Flugplatzes um 17:30, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Wenn also alles gut lief, war ein Flug von über 9h möglich. Der Plan war, während dieser Zeit eine möglichst weite Strecke zu fliegen. Die längste mögliche Strecke an der Westkante des Schwarzwalds führt insgesamt rund 140km vom Hotzenwald im Süden, am Feldberg vorbei und über das Kinzigtal bis zum Murgtal im Norden.
Der Tag fing bereits mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang über dem Schwarzwald an, den wir vom Flugzeugschlepp aus beobachten konnten. Nach dem Ausklinken suchten wir die Welle im Tal über Simonswald. Nachdem wir dort genug Höhe getankt hatten, ging es weiter zur Hornisgrinde. Dabei führte unser Flugweg stets der Schwarzwaldhochstraße entlang. Dieser Berg ist, wie das Simonwälder Tal ein bekannter Auslösepunkt für Leewellen. Eigentlich ist die Flughöhe für Luftsportler nach oben beschränkt, um den Flugzeugen der kommerziellen Luftfahrt nicht in die Quere zu kommen. Da mit den Leewellen, die an der Hornisgrinde zu finden sind, deutlich größere Flughöhen möglich sind wurde hier ein spezieller Sektor eingerichtet, in dem auf Anfrage auch höher geflogen werden kann. Auf Nachfrage bei der Deutschen Flugsicherung die den Luftraum über Deutschland überwacht, öffnete der zuvorkommende Lotse den Sektor bis auf Flugfläche 140 (14000 Fuß). So war Steigen auf maximal 4370m erlaubt. Sven Lissel stieg bis auf 4250m. Nachdem wir an der Hornisgrinde wieder Höhe gemacht hatten, flogen wir das Murgtal entlang, wendeten und machten uns auf den Weg zum Südende des Schwarzwalds.
Als anvisierter Wendepunkt diente der Flugplatz Hütten-Hotzenwald. Die nötige Höhe für den Rückweg holten wir uns wiederum an der Hornisgrinde. Damit konnten wir bis in das Lee des Feldbergs gleiten, dessen Welle uns die nötige Höhe brachte, um bis zum Hotzenwald und wieder zurück zu fliegen. Die ersten 230 Kilometer lagen nun hinter uns und bis zum Sonnenuntergang waren es noch über 4 Stunden. So entschieden wir uns, den gleichen Weg nochmal nach Norden zu fliegen, wendeten aber diesmal bereits an der Hornisgrinde. Nach einer weiteren Wende südlich des Feldbergs orientierten wir uns mit 500km zurückgelegter Strecke im Gepäck zurück zum Flugplatz Freiburg. Der Sonnenuntergang auf dem Heimflug war einfach spektakulär. So landeten wir pünktlich vor Schließung des Flugplatzes um 17:25 wieder in Freiburg.
Text: Jonas Kepplinger
Bilder: Felix Wolf und Jonas Kepplinger