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Unisportwoche in Kirchzarten – Ein 15-blutige-Anfänger-Experiment

Strudelbildung im Pool

Am 23.08. 2015 reisten gegen Sonntagabend 15 blutige Anfänger nach Kirchzarten, um sich in einer Woche beibringen zu lassen, wie man denn so ohne Motor fliegt.

Mit einer Ausnahme haben auch alle den Platz auf Anhieb gefunden und die offiziellen Verkehrswege zur Anreise genutzt. Dies war nicht selbstverständlich, fand doch eine größere Gruppe schon den Raum beim Vortreffen nicht und wunderte sich, warum sich bei einem ausgebuchten Unisportangebot nur 6-7 Leute zusammenfanden.

Wir ahnten bei der Anreise natürlich noch nicht, dass diese Woche später unter dem Motto „supergeil, supergeil, richtig supergeil, richtig supergeil“ stehen würde.

Sonntagabend regnete es leider noch in Strömen, sodass wir uns die Zeit mit dem ersten supergeilen Essen der Woche plus zugehörigem Nachtisch und Spielen vertreiben mussten. Dazu gehörte eine Jungle-Speed-Arena, bei der sich Nadine (ohne e) und Denis oft sehr in die Quere kamen. Nadine (ohne e) übte sich außerdem in der Kunst fast zu gewinnen. Sie übertraf sich selbst, indem sie sehr oft und sehr ungewollt bei der allerletzten Karte das Totem quer durch den Raum schleuderte. Da kann man sich nun fragen, ob Sportstudenten nicht genug Feingefühl besitzen? Wohl eher beim Fliegen als bei Jungle Speed.

Leider war auch für Montag noch Regen angekündigt. Aber macht nichts – dafür haben wir schon einmal geprobt, wie man die Flugzeuge und den Fuhrpark morgens herrichtet. Auch unsere erste „verdammt, der Wind hat gedreht, wir müssen doch woanders starten“-Erfahrung machten wir bereits Montags. Dafür sprangen auch drei erste (supergeile) Flüge für uns heraus, bevor ein Gewitter hereinbrach und wir wiederum das Abbauen üben durften. Dazu gehörte natürlich auch, den Flugzeugen ihre Schlafanzüge anzuziehen und eine gute Nacht zu wünschen. Die ASK21 kam dabei auch in den Genuß einer Nacht im „Kuschelschlafanzug“, was sich später als Haubentuch herausstellte.

Zwischen verschiedenen Spielen wurden uns dann noch die theoretischen Grundzüge des Fliegens erklärt. Best-Off: Was ist eine Platzrunde, wie funktioniert Thermik und wie fliegt so ein Flugzeug eigentlich (und wann tut es das nicht mehr)? Danke dabei an Gunter für die ausführlichen Erklärungen. Weiter ging der Abend mit interessanten Assoziationen beim Tabu. Desweiteren wurden wir auch schon in den ersten Tagen an die Musikmentalität des Vereins herangeführt: Hardstyle. Jan und Sven haben außerdem den Beamer aufgebaut und es wurde debattiert, welcher Film sich denn am besten eigne. Obwohl der Jüngste der Runde sich oft und laut für Top Gun aussprach, schauten wir tatsächlich Sharknado an. Trotz (oder gerade wegen?) des qualitativ hochwertigen (und supergeilen) Filmes begaben sich viele früh in ihre Schlafsäcke und erwarteten mit Freuden den ersten sonnigen Tag.

Die weiteren Tage folgten grob dem Schema: Frühstück – Briefing – Aufbauen – Fliegen, Fliegen, Fliegen – Abbauen, Pool, Essen, Lagerfeuer, Schlafen. Des supergeilen und sehr heißen Wetters wegen setzte sich alsbald durch, so oft wie möglich zu erwähnen, dass wir heute auf jeden Fall bald den Pool nutzen müssen („Heute gehen wir in den Pool!“). Ebendies wurde auch jeden Abend getan und am ersten Abend mit supergeilem Action-Rollen-Sprung-Training verbunden (dies ist hoffentlich? im Video zu bewundern). Auch das Bierkonzept wurde spätestens am dritten Tag der Woche von uns dankend angenommen und erweitert um eine Lepo-Abwürg-Liste, die einen unangefochtenen Abwürg-Meister fand. An dieser Stelle sei erwähnt: Automatik-Fahrer können es einfach irgendwann nicht mehr. Fahrt einfach nicht Automatik. Irgendwann rächt es sich. Auch Kuller-Bier wurde jedes Mal lautstark gefeiert. Entgegen des Abwürg-Meistes fand sich auch Daniel, der im nächsten Leben sicher hauptberuflicher Lepo-Fahrer wird. Je nach Windenfahrer (vielen Dank an dieser Stelle nochmal an alle, die Stunden ihres Lebens für uns geopfert haben, auch als Flugleiter) wurden auch sehr interessante Gespräche geführt. Jan wollte grundsätzlich Sven sprechen (oder eine andere Autoritätsperson, aber bitte nicht uns) und hatte ebenso grundsätzlich Hardstyle im Hintergrund laufen. Sven war so höflich, den Hardstyle während der Gespräche auszumachen und schien uns ein geduldiger Windenfahrer zu sein. Norman verwechselte gerne die Stimmen von uns und Pascal zeigte uns, wie Reiner Calmund Winde fahren würde (außer ihm läuft noch ein Schwein über den Weg). Sehr bewundert wurde auch Alex, die vor allem Erfolgserlebnisse beim Winde fahren hatte und schweißen kann.

Auch Höflichkeit am Start und genaue Redewendungen und Bezeichnungen wurden uns nahe gelegt. So zum Beispiel wird auf „Mach jetzt!“ nicht eingeklinkt werden. An dieser Stelle, lieber Sichangesprochenfühlender, gewöhne dir doch zu deinem „Danke“ auch noch ein „Bitte“ an. Aber auch ein „fertig zum Einklinken“ wurde stets korrigiert: „Nein, es heißt, ‚es kann eingeklinkt werden‘.“ Ähnlich schwierig zu merken war der Ausklinkraum (nicht Flugraum).

Gegen Abend kamen außerdem reihum viele von uns in den Genuß von Gastflügen. Mein persönlicher Dank dabei gilt Norman, der gezeigt hatte, wie 4G so wirken und wie schnell man in einem Segelflugzeug schwerelos wird (und warum man die Gurte so fest zieht). Oft blendete uns auch die Sonne unten am Start so sehr, dass wir leider gar nicht alles beobachten konnten, was unsere Mitschüler mit den Scheinpiloten da oben so trieben. Hin und wieder erzählte aber jemand von seinen Erlebnissen und der Rest am Boden konnte schon einmal bei einer der Erzählungen sehr neidisch werden, vor allem, wenn erwähnt wurde, dass jemand den „Steinkreis“ überflogen hatte. Auf jeden Fall hatten wir alle sehr viel Spaß am Boden und in der Luft! Unabhängig von (Turn)Übungen am Himmel brauchten wir aber für einen unserer Mitschüler Kotztüten an Bord. Hin und wieder muss man wohl „einfach mal Ausbrechen“. Wir freuen uns, dass du trotzdem bis zum Ende dabei und oben geblieben bist, obwohl es dir so oft nicht allzu gut tat!

Sehr schön war auch, als am Freitagabend beide Fluglehrer betonten, dass wir alle Fortschritte gemacht haben. Danke nochmal vor allem an Berni und Gunter, die uns unter der Woche alle tapfer bei unseren ersten Versuchen ertragen haben und an Nils und Stephan, die dies am Wochenende fortgeführt haben. Was wir aber definitiv noch üben müssen sind die „3Ns“: „Nachklinken, Nachdenken und… äh… Nachziehen?!“. Besser nicht. Einträge im Ausbildungsnachweis wurden auf jeden Fall fleißig gesammelt.

Zurück vom Fliegerischen zum Abendprogramm. Unser goldener Kochlöffel wurde an die einzige rein männliche Kochgruppe vergeben, die sich eisern (trotz Klagen von allen Seiten) an 90 Minuten Köcheln gehalten haben. Das Chilli war schon wahnsinnig gut, aber der Nachtisch und die Portion Eis nachmittags waren einfach nur supergeil. Dagegen kamen auch die morgendlichen unförmigen Waffeln nicht an, weil der Waffeleisenmann morgens leider nicht zuverlässig gekommen ist. Diese sind übrigens nur knapp dem Sternanis entkommen, das Denis gerne jeder Mahlzeit für die ganz besondere Würze zugeführt hätte. Auch überrascht hat uns am Ende der Bierabrechnung, dass unser Jüngster entweder sehr großzügig oder sehr durstig war. Je später der Abend wurde, desto eher wurde auch klar, dass alle Flieger leicht pyromanisch veranlagt oder aber technisch und physikalisch sehr interessiert waren. Zwei Abende in Folge wurde der Generator genutzt, um zu zeigen, wer am Besten mit alter Technik kann – Patrick bestand außerdem auf ein physikalisch wertvolles Experiment. Die Autorin kennt sich hier leider nicht aus. Es hat geglüht und geraucht und war laut und hat gestunken. Weiterhin durfte ein ordentliches Lagerfeuer natürlich nicht fehlen und wurde mit verkohlten Marshmallows und weniger verkohltem Stockbrot zelebriert. Dabei entdeckten wir, wie schön und hoch Paletten brennen können. Auch ein Abend mit Gitarre und halbherzigem Gesang wegen Textunsicherheit durfte nicht fehlen. Auch getanzt wurde, wenn unsere eigene Tanzlehrerin jemanden dazu überreden konnte. Viele von uns schliefen auch des supergeilen Sternenhimmels geschuldet draußen und nicht im Zelt.

Am Ende der Woche unterlag unsere Gruppe ersten Schwunden. Jan bemühte sich um eine ordentliche Evaluation seines Experiments und bestätigte, dass das Feedback positiv ausfiel. Danke an dieser Stelle auch Jan für die Idee dieser tollen Woche! Danke auch an die regulären Flugschüler, die sich am Wochenende Lehrer und Flieger mit uns teilen mussten. Am Sonntagabend kamen auch die ersten ausgefüllten Mitgliedschaftsanträge an ihn zurück und wie sind in der WhatsApp-Gruppe aufgenommen worden. Nach Wissen der Autorin ist keiner gegangen ohne zu sagen, dass er eigentlich gerne anfangen würde oder zumindest irgendwann wieder fliegen wolle. Ein Nachtreffen brauchen wir auf jeden Fall!

Zum Schluss bleibt nur zu sagen „supergeil, supergeil, richtig supergeil, richtig supergeil.“

Von Katja Volz

 

 

Bernhard Scheiff begann seine fliegerische Laufbahn 2005 in Bonn-Hangelar. Er hat seit 2007 den Flugschein, ist seit 2011 Fluglehrer und wechselte nach Freiburg. Er ist seit 2009 Mitglied des D-Kaders NRW und seit 2011 aufgrund von Erfolgen in zentralen Streckenflugwettbewerben des D-Kaders BW. Im Breisgauverein für Segelflug bekleidete von 2013 bis 2016 das Amt des Segelflugreferenten.