50 km im Segelflug: Ein spannender Meilenstein auf dem Weg zum Flugschein
Dieses Jahr werden wieder einige Flugschüler ihren Flugschein absolvieren. Zu denen zähle ich auch mich. Wir haben die theoretische Prüfung entweder dieses oder Ende vergangenen Jahres bestanden und uns steht nun die letzte im Alleinflug zu erbringende Hürde bevor. Der 50km Streckenflug auf dem Muster Ka-8, ein einsitziges Segelflugzeug bestehend aus Holz, Metall und ein paar Leinentüchern. Jetzt musste also nur noch das Wetter entsprechend mitspielen, damit ich meinen Streckenflug durchführen könnte.
Am Sonntag, den 10.05.15 war laut Wetterbericht „mäßige bis gute Thermik“ in unserer Gegend vorhergesagt. An diesem Tag waren wir 4 Flugschüler verteilt auf 2 Ka-8 Flugzeugen am Start. Je zwei Schüler können demnach zusammen ihren Versuch wagen. Nachdem wir uns einer nach dem Anderen den ersehnten Flugauftrag des Fluglehrers unterschreiben ließen und wir ausgeknobelt hatten, wer wohl mit wem fliegen würde, ging es gegen 11:30 Uhr zum ersten Mal in die Luft. Es war beinahe nicht anders zu erwarten, dass der erste Start in einer unbefriedigenden Platzrunde enden würde. Nach einer 1-stündigen Pause aufgrund der Suche nach einem abgerissenen Vorseil, versuchte ich mein Glück, zusammen mit Jörg ein zweites Mal.
Nachdem ich beim 1. Start nur eine Ausklinkhöhe von etwa 400m über Grund erreichen konnte, zeigte der Höhenmesser dieses Mal (sicher auch bedingt durch den stärkeren Gegenwind) ca. 500m über Grund. Das waren bessere Chancen für diesen Flug.
Immerhin, erste thermische Bewegungen, die mich nicht gleich auf den Boden zurück zu kehren nötigten. Ganz langsam, mit ca. 0,5 bis 1,0 Meter die Sekunde, ging es nach oben. Durch den Wind mit ca. 20-30km/h war die Thermik anfangs ziemlich zerrissen. Dennoch gelang es Jörg und mir uns über unseren Bergkamm Stück für Stück Richtung Feldberg nach oben zu klettern. Jetzt sogar endlich mit vernünftigen Werten von 2 bis 4 m/s. Über dem Feldberg stieg ich von 1.600 Meter über Meeresspiegel auf bis 2.300. Jörg war meistens ein gutes Stück unter mir. Christian flog ein paar Meter weiter über mir mit seiner ASW15. Als er durch den Funk meldete, er würde nun Richtung Kandel fliegen, inspizierte ich nochmals meinen Höhenmesser und funkte zurück, dass ich ihm folgen würde. Ich dachte mir, Jörg würde noch ein bisschen Höhe gewinnen müssen, bevor er uns folgen würde.
Im Vergleich zu Flugzeugen aus Glasfaserkunststoff u.ä. flog ich mit der Ka-8 gefühlt wie ein Stein. Ich musste neidvoll zusehen wie Christian zwar über mir blieb, aber unsere Höhendistanz immer mehr zunahm. Das ist ein etwas deprimierender Anblick, wenn der Zeiger des Höhenmessers so schnell gegen den Uhrzeigersinn dreht.
Nichts desto trotz habe ich den Kandel noch mit ausreichender Höhe erreicht und dort zusammen mit Christian und anderen Mitgliedern wieder Höhe gewonnen. Als ich am Kandel ankam und den ersten Kreis vollzog, entdeckte ich ziemlich tief fliegend Jörg. Ich fragte mich ernsthaft, wie er es wohl vom Feldberg bis hier her geschafft hat. Der Kandel katapultierte mich teilweise mit 4-5m/s in die Höhe. Bei ca. 2.200 Meter über Meeresspiegel ging es dann weiter über unlandbares, gebirgiges Gelände Richtung Elzach, der Umkehrpunkt für Jörg und mich. Bis nach Elzach legten wir noch zwei weitere Thermik-Pausen ein.
Es ist ein herrlicher Anblick und ein schönes Gefühl, zusammen mit anderen Fliegern in einem Thermikaufwind zu kreisen.
Bei Elzach angekommen hatte ich noch genug Höhe und zugegebenermaßen ein kleines Hochgefühl, welches mich entscheiden ließ, das Elztal noch etwas weiter Richtung Oberprechtal entlang zu fliegen. Leider erwischte ich bis dort hin keinen vernünftigen Aufwind, was mich wertvolle Höhe kostete. Eine recht riskante Entscheidung angesichts keiner geeigneten Landemöglichkeiten. Zumal ich nicht unerhebliche Bedenken hatte, dass eine aus dem Westen sich nähernde Abschirmung mir die nötige Thermik für ein Zurückkommen nach Kirchzarten entziehen könnte. Mit 1.100 Meter auf dem Höhenmesser und 130km/h auf dem Fahrtmesser ging es dann schnurstracks zurück nach Elzach an dessen Berg ich dann von Bernhard mit seiner LS1 aufgegabelt wurde. Auch hier ging es zeitweise mit 4m/s in eine sicherere Höhe von ca. 2.000 Meter über dem Meeresspiegel, von der ab Bernhard und ich Richtung Kirchzarten flogen. Wir legten querab Winden und Gutach weitere Pausen zur Gewinnung neuer Höhe ein.
Ab Gutach funkte mir Bernhard noch viel Spaß durch, tauchte ab und ließ mich bei gemütlicher Höhe und Fahrt alleine meinen Rückflug vollziehen. Über Kirchzarten kam ich mit 1.000m über unserer normalen Positionshöhe (ca. 200m über Grund) an und turnte mit ein paar Seitengleitflugübungen die überschüssige Höhe ab. Obwohl mein erster Streckenflug einiges an Konzentration und Nerven abverlangte, gelang mir die Landung ohne Probleme. Nachdem ich aus dem Flugzeug ausstieg, schlugen mir Jörg, Bernhard und Christian gratulierend zu meinem 50km-Streckenflug in die Hand.
Nach Auslesen des Flarms kam als Ergebnis meines Fluges 90,5km zurückgelegte Strecke und 68km geflogene Wertungsstrecke raus.